Donnerstag, 31. Dezember 2020

R.I.P. Flash

 Zu Beginn des CaseTrain-Projekts 2006/07 war Flash das beste Mittel um reichhaltige interaktive Inhalte im Web anzubieten und folgerichtig wurde der CaseTrain-Player auch in Flash (ActionScript 3) implementiert. Aber bereits wenige Jahre später wurde klar, dass früher oder später Flash nicht mehr die geeignete Technologie sein wird, um CaseTrain-Inhalte den Lernenden verfügbar zu machen:

2010 entschied Steve Jobs, dass es auf dem iPhone keine Flash-Unterstützung geben werde, und 2011 stellte Adobe die Entwicklung des Flash-Plugins für mobile Endgeräte ein.

Das war zunächst noch kein Problem für CaseTrain, da CaseTrain-Inhalte zum allergrößten Teil eher nicht für die (damals noch sehr) kleinen Displays von Smartphones geeignet waren und Tablets auch noch nicht allzu verbreitet waren  - insbesondere arbeiteten Studierende hauptsächlich mit einem anderen Gerät (Laptop/Desktop-PC) und nicht mit Tablets. Mit der Zeit wurden aber Stimmen lauter, dass doch insbesondere Tablets eine besonders komfortable Möglichkeit für das "Lernen zwischendurch" wären und zusätzlich meldeten sich immer mehr Studierende, die ausschließlich mit einem Tablet arbeiteten.

Relativ bald stand auch eine Web-Version des Players bereit, diese bot aber nur sehr eingeschränkte Funktionalität und konnte nur eingesetzt werden um Multiple-Choice-Fragesammlungen durchzupauken. Multimediale Inhalte, komplexere oder offene Fragetypen und die meisten Auswertungsschemata wurden nicht unterstützt.

Desweiteren wurde eine Variante des CaseTrain-Players, die zur Erfassung der Leistungen in praktischen Prüfungen in der Medizin zum Einsatz kam, durch eine HTML-Version ersetzt.

Aber erst 2013 konnte im Rahmen einer Masterarbeit der Prototyp eines (fast) full-featured HTML5-basierten Fallplayers entwickelt werden, der dann bis 2016 zum Produktiveinsatz gebracht werden konnte. Zu diesem Zeitpunkt wurde aber auch entschieden, dass bestimmte Funktionen des Flash-basierten Players nicht nachimplementiert würden (hauptsächlich aus konzeptuellen und didaktischen Gründen). Die Autor:innen wurden dann auch darauf vorbereitet, dass irgendwann alle Fälle nur noch über den HTML5-Player verfügbar sein werden.

Durch die Professur für Medizindidaktik und der damit verbundenen Anschaffung von 200 iPads für Prüfungen wurde die Entwicklung des HTML5-Players weiter angetrieben. Neue Funktionen machten die Prüfungen mit dem HTML5-Player immer attraktiver, so dass auch die Prüfungen im "bring your own device"-Szenario mit Laptops der Student:innen nicht mehr mit dem Flash-basierten Prüfungsplayer sondern mit dem HTML5-basierten durchgeführt wurden.

Obwohl die großen Browserhersteller (Chrome, Firefox, Internet Explorer / Edge, Safari) immer wieder darauf hinwiesen, dass es "bald" keinen Support für Flash-Inhalte mehr geben wird, hat erst Adobe mit der Ankündigung, alle Flash-Plugins Ende 2020 hart abzuschalten, im Sommer 2017 wirklich dafür gesorgt, dass die Browser nach und nach Flash-unfreundlicher wurden: Im ersten Schritt startete Chrome ab Herbst 2018 Flash-Inhalte erst, wenn die Nutzer:innen dem zustimmten und im zweiten Schritt Mitte wurde Flash in Chrome deaktiviert und musste erst von den Nutzer:innen aktiviert werden - Firefox folgte jeweils einige Wochen später. Zu Beginn des Wintersemester ging Chrome noch einen Schritt weiter und untersagte es Flash-Inhalten einer Webseite andere Flash-Inhalte der gleichen Webseite aufzurufen - damit wurde der Start von CaseTrain nicht mehr möglich, da der CaseTrain-Player von einem kleinen Vorab-Player gestartet wird. In Firefox war eine Bearbeitung der Fälle noch weiterhin möglich, allerdings war es schon in Firefox umständlicher Flash noch zu aktivieren.

Mit dem 31.12.2020 wird nun aber endgültig der Schlussstrich gezogen. Während Adobe durch Updates Mitte 2020 bereits dafür sorgte, dass das Flash-Plugin sich mit dem End-Of-Life selbst abschalten wird, haben die Browserhersteller nun auch mit den gerade aktuellen Versionen ähnliches Verhalten integriert. Es wird also ab dem 1.1.2021 schwer bis unmöglich sein, Flash-Inhalte zu starten.

Und dementsprechend wurde heute der Flash-basierte Fallplayer deaktiviert.



Die Entwicklung des Flash-basierten Fallplayers war mit jahrelanger Programmierarbeit, unzähligen internen Besprechungen und Brainstorming-Sitzungen mit gerade aktuellen und interessierten zukünftigen Autor:innen verbunden und wie praktisch jedes Modul im CaseTrain-Projekt wurde auch dieses letztendlich von einem einzelnen Entwickler erschaffen. Angesichts dieses riesigen Aufwands ist es schade, dass dieses Stück Software entsorgt wird. Andererseits steht eine für die aktuellen Anforderungen besser geeignete Ersatzlösung bereit. Und damit ist es eigentlich sogar gut, wenn man jetzt durch die Browserhersteller gezwungen wird, den alten Fallplayer endgültig abzulösen.


This is the way ;-)


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